Ausgabe Nr. 4 / 2022

Wasserbau mit ökologischer Zielsetzung

Liebe Leserin, lieber Leser

Es ist unser erklärtes und auch gesetzlich vorgeschriebenes Ziel, einen wesentlichen Teil unserer Gewässer in einen natürlicheren Zustand zurückzuversetzen.

Das ist gar nicht so einfach wie spontan gedacht. Vielerlei Hindernisse müssen überwunden werden, bevor man sich am erfolgreich fertiggestellten Projekt freuen kann.

Zum einen muss klar sein, was überhaupt unter einer Renaturierung oder einer Revitalisierung zu verstehen ist. Welcher natürliche Zustand genau soll angestrebt werden? Die Erarbeitung eines Wasserbauprojektes, oder eben schon des dazu erforderlichen Wissens, erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit. Daran sind die meisten von uns nicht gewohnt. Entsprechend wichtig ist es, solche Zusammenarbeiten gut zu planen und umzusetzen.

Ist man sich dann im Klaren, was grundsätzlich zu tun ist, stellen sich dennoch vielerlei Fragen: Wieviel Geschiebe ist dem Bach beizugeben, welche Methode ist die Beste? Führen meine Eingriffe zur Beseitigung von Schwall und Sunk tatsächlich zu einer Verbesserung der ökologischen Situation, oder verschlechtert sich diese einfach an einer anderen Ecke? Wie baue ich eine Fischaufstiegshilfe so, dass sie von den Fischen auch tatsächlich angenommen wird? Und wie finden sie den Weg talwärts dann wieder, ohne von einer Turbine geschnetzelt zu werden? Wieviel Schatten benötigt mein frisch revitalisierter Bach, damit er sich nicht zu stark erwärmt? Und für die anspruchsvollen, kühles Wasser liebenden Fische noch bewohnbar bleibt?

Diesen Fragen gehen unsere kompetenten Autorinnen und Autoren in diesem Heft nach. Auch wenn es wünschbar wäre: Kochrezepte für die Projektierung einer «Superrevitalisierung» können Sie, liebe Leserin, lieber Leser, nicht erwarten. Wohl aber vermitteln uns diese interessanten Artikel neues Wissen, Denkanstösse und auch Hinweise für bessere Projekte.

Wiederum ist dank dem grossen und ehrenamtlichen Einsatz von ausgezeichneten Fachpersonen ein spannendes und lehrreiches Heft entstanden. Den Autorinnen und Autoren danke ich herzlich für ihre Arbeit.

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine unterhaltsame und lehrreiche Lektüre.

Robert Bänziger