Ausgabe Nr. 1 / 2025

Revitalisierung Seeufer – Ingenieurbiologiepreis 2025

Liebe Leserin, lieber Leser

Der Verein für Ingenieurbiologie setzt sich seit 1989 für einen nachhaltigen Umgang mit den Schweizer Gewässern ein. Im Jahr 2001 wurde erstmals ein «Gewässerpreis Schweiz» verliehen, damals an den Kanton Genf. Die in der Zwischenzeit deutlich erhöhten gesetzlichen Anforderungen an den Gewässerschutz machen Projektierung und Umsetzung von Revitalisierungsprojekten anspruchsvoll. Der Verein für Ingenieurbiologie erachtet eine Würdigung von besonderen Leistungen rund um die Gewässerrevitalisierung deshalb nach wie vor als wichtigen Beitrag zur Qualitätsförderung. Um Revitalisierungsprojekte an Seeufern mit Vorbildcharakter hervorzuheben, hat der Verein für Ingenieurbiologie im Mai 2024 einen Preis für gelungene Projekte rund um die Aufwertung von Seeufern ausgeschrieben.

Der «Ingenieurbiologiepreis – Gewässer 2025» legt den Fokus auf die nachhaltige Entwicklung der Seeufer. Deren Revitalisierung ist wie diejenige von Fliessgewässern seit 2011 im Schweizerischen Gewässerschutzgesetz verankert. Im Gegensatz zu Revitalisierungen von Fliessgewässern sind an den Seeufern noch wenig Projekte umgesetzt worden. Mit den strategischen Revitalisierungsplanungen Seeufer, welche die Kantone bis Ende 2022 beim Bund eingereicht haben, hat sich dies jedoch bereits deutlich geändert. Mit der Ausschreibung des «Ingenieurbiologiepreises – Gewässer 2025» werden nun bereits realisierte Seeuferaufwertungen mit Vorbildcharakter ausgezeichnet. Damit sollen innovative Projekte bekannt gemacht werden, bei denen die Förderung der natürlichen Dynamik und der Entwicklung von Seeufern durch Wiederherstellung ihrer ökologischen und sozialen Funktionen nachhaltig gelungen ist.

Bis zum Abgabetermin Ende August 2024 sind zehn Projektanmeldungen eingegangen (in alphabetischer Reihenfolge: Name des Sees, Gemeinde(n), einreichende Stelle; sowie Zielsetzung oder Besonderheiten):

  • Achensee (Österreich): Maurach. REVITAL integrative Naturraumplanung GmbH; Sanierung Seepromenade Achensee, Freizeitnutzung und Ökologie im Einklang.
  • Alpnachersee (OW): Alpnach. Amt für Wald und Landschaft; Aufwertung Südufer Alpnachersee – Teilprojekt Mündungsbucht, Schaffung von neuen Flächen auf Seeflächen (ehemalige Baggerlöcher) für die Flachmoorentwicklung.
  • Bielersee (BE): Gals. CFF SA, Infrastructure Projets d’aménagement et de renouvellement, Renens; Revitalisierung Seeufer, Beeinflussung der vorhandenen Sedimentdynamik und damit der morphologischen Entwicklung der Flachwasserzone.
  • Bielersee (BE): Ipsach. Energie Service Biel/Bienne; Erneuerung Seewasserwerk Ipsach: Revitalisierung und Neugestaltung Seeufer, gestalterische und funktionale Aufwertung des beliebten Badeufers und ökologische Aufwertung.
  • Bodensee (SG): Thal und Rorschach. OePlan GmbH Umweltfachleute Landschaftsarchitekten Ingenieure, Altstätten; Rive ecologique et publique am St. Gallischen Bodensee, zusammen 9 Projekte zur Gestaltung des Seeufers auf einer Länge von 9 km.
  • Brienzersee (BE): Brienz. Sigmaplan AG, Raum Umwelt Verkehr Geoinformatik, Bern; Aufwertung Flachwasserzone im Brienzersee mit einem Holzriff.
  • Lac Léman (VD): Dorigny. Commune de Saint-Sulpice; Renaturierung des Seeufers in Dorigny, erstes Renaturierungsprojekt im Rahmen der Planung der Ufer der Waadtländer Seen.
  • Lac de Pramont (VS): Sierre. Ville de Sierre; Revitalisierung des Lac de Pramont, Teilverfüllung eines ehemaligen Baggersees, Wiederverwertung von Material.
  • Thunersee (BE): Faulensee (Spiez). Kissling + Zbinden AG, Ingenieure Planer, Spiez; Ufergestaltung Fischzucht Faulensee, neuartige Bauweise im Stillgewässer, Besucherlenkung, viele Massnahmen auf kleinem Raum.
  • Zürichsee (ZH): Richterswil. Kanton Zürich, Baudirektion AWEL, Abteilung Wasserbau; Seeuferaufwertung Richterswil, dem Zürichsee wird ca. 2800 m² Fläche zurückgegeben.

Nach Durchsicht der eingereichten Projekte war klar, dass die Auswahl nicht einfach sein würde. Schon die beachtliche Anzahl von zehn Projekten machte die Aufgabe nicht einfach. Hinzu kam, dass es sich durchwegs um gute Projekte handelte, die die verschiedenen Ziele auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen innovativen Ansätzen und Lösungen verfolgten.

Die Beurteilung der Projekte fand in zwei Schritten durch folgende Mitglieder der Arbeitsgruppe Seeufer statt (in alphabetischer Reihenfolge der Vornamen): Andreas Huber, Bärbel Müller, Christoph Iseli, Giovanni De Cesare, Jolanda Jenzer, Lea Fluri, Matthias Sturzenegger, Philippe Heller, Robert Lovas und Thomas Oesch.

Jeweils zwei Personen beurteilten zwei der zehn Projekte und präsentierten diese an einem ersten gemeinsamen Treffen in Luzern im September 2024. Die Aufteilung der Projekte auf die Personen erfolgte so, dass pro Team Kompetenzen in Biologie und Ingenieurwesen vertreten waren, dass jeweils zwei unterschiedliche Projekte zusammenkamen und dass niemand Projekte bewertete, an denen sie oder er selbst beteiligt war. Die Herausforderung für das Plenum bestand anschliessend darin, die in Zielsetzung und Umfang sehr unterschiedlichen Projekte miteinander zu vergleichen. In einer intensiven Diskussion einigten sich die Anwesenden schliesslich auf eine Vorselektion von drei Projekten, die von einem Ausschuss vertieft beurteilt wurden: Alpnachersee in Alpnach, Bielersee in Gals und Thunersee in Faulensee.

Die Mitglieder des Ausschusses konnten jeweils ein oder zwei Projekte besichtigen. Für den Besuch am Thunersee konnte leider kein Termin gefunden werden. Aufgrund der Anschaulichkeit des Projektes, der vorhandenen Dokumentation und bestehender Vorkenntnisse konnte der Beitrag dennoch gut beurteilt werden. Im November 2024 tauschten sich die Mitglieder des Ausschusses über ihre Bewertungen aus. Alle sechs Mitglieder kamen in ihrer individuellen Bewertung zur gleichen Rangfolge der drei Projekte. Es wurde erneut festgestellt, dass die Projekte unter sehr verschiedenen Rahmenbedingungen und mit unterschiedlichen Zielen und Mitteln umgesetzt wurden. Die Bewertung erfolgte anhand der veröffentlichten Beurteilungskriterien, die entsprechend der Zielsetzung der Arbeitsgruppe Seeufer in erster Linie ökologisch motiviert sind.

Der Ausschuss schlug einstimmig vor, das Projekt Alpnach mit dem Preis auszuzeichnen. Einige Kernaussagen zum Projekt sind: umfassende Herleitung der ökologischen und morphologischen Projektziele; umfangreiche Visualisierungen; detaillierte Planung im Gesamtkonzept (Hochwasserschutz, Revitalisierung, Geschiebesanierung, etc.); sorgfältiger Umgang mit dem Boden; umfassende Erfolgskontrolle; Einbezug der Interessengruppen; Berücksichtigung von Hydrologie, Grundwasser, Gewässerdynamik und Verbesserung des Geschiebehaushalts; Infrastruktur für naturnahe Erholung; informativer Beobachtungspavillon und Besucherlenkung; Wiederherstellung eines Flachmoors mit Pioniercharakter. Die Preisverleihung findet anlässlich der Mitgliederversammlung im Mai 2025 statt.

Allen Antragstellern wurde die Möglichkeit geboten, ihr eingereichtes Projekt in diesem Heft sowie im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung und Preisverleihung kurz vorzustellen.

An dieser Stelle sei allen Bewerbenden und weiteren Projektbeteiligten sowie den aktiven Mitgliedern der Arbeitsgruppe Seeufer für die Beurteilung der eingereichten Projekte herzlich gedankt. Mögen diese Projekte Leuchtturmcharakter für weitere Revitalisierungen von Seeufern in der ganzen Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus haben und damit dem Credo des Vereins für Ingenieurbiologie, sich für einen nachhaltigen Umgang mit den Gewässern einzusetzen, gerecht werden.

Christoph Iseli und Giovanni De Cesare wünschen ihnen eine bereichernde Lektüre.